Die Enstehung der 1871er Ausgabe

Die Herstellung der ersten komplett unter ungarischer Verantwortung konzipierten Marken sollte in den Räumen der königlich ungarischen Staatsdruckerei erfolgen, die 1868 im Regierungsviertel am Ferdinands Platz auf der Budaer Seite eingerichtet wurde. Das ungarische Finanzministerium gab gleichzeitig eine klare Vorgabe: die neuen Marken durften in der Herstellung nicht mehr kosten, als in der Wiener Staatsdruckerei, nämlich 4 Kr pro Bogen.



Um die neuen Aufgaben bewältigen zu können,wurden neben zwei Zähnungsmaschienen von A. Gotthard (Wien) vor allem Schnelldruckpressen bei C. Alauzet in Paris und bei den Maschinenwerkstätten Bauer & Söhne in Würzburg bestellt. Letztere wurden laut eines Berichtes an das Finanzministerium erst im Juli 1871 geliefert. 




Neben der Schaffung der technischen Voraussetzungen, musste auch ein neues Motiv für die neue Freimarkenserie festgelegt werden, wobei die Darstellung Franz-Josefs bereits vorgegeben worden war. Nach verschiedenen Aussagen wurde das Rahmenmotiv von dem seit 1870 bei der k. und k.Staatsdruckerei in Buda angestellten János Unrein (1830 – 1882) entworfen. Es unterscheidet sich deutlich von den anderen vorgelegten Zeichnungen.


Entwurf von J. Unrein (ex. Tomka 2003)


Das hier gezeigte Exemplar ist eines von 2 bekannten Stücken. Ein weiteres befindet sich im ungarischen Briefmarkenmuseum und wurde abgebildet in: Gábor Visnyovszki: Bélyegkönyv, Stamps, Briefmarken; Budapest 1996 und auf der Webseite des ungarischen Briefmarkenmuseums.


Es ist nicht dokumentiert, welche Porträtaufnahme als Vorlage für die Marken verwendet wurden, allerdings zeigen die nachfolgenden Abbildungen, daß es genügend gab.


 

Entwurf in Silberstift-Ausführung angeblich aus der Miklós Dessewffy Sammlung.


Vor dem Beginn der Produktion wurden Probeabzüge in den endgültigen Farben erstellt. Sie haben weder eine Wertziffer noch die „Kr“ Währungsbezeichnung. Diese Einzelabzüge stammen für alle Farben von dem gleichen Druckstock, da bei allen bekannten Exemplaren die in der Vergrößerung gezeigten farbigen Flecken vorhanden sind (vgl. hierzu S. 116 in Gábor Visnyovszki: Bélyegkönyv, Stamps, Briefmarken; Budapest 1996.


Der Druck der Marken begann vermutlich im Dezember 1870. Es gab jedoch Startschwierigkeiten, denn in einem Bericht der Staatsdruckerei vom 27 Januar 1871 an das Finanzministerium steht: „Das Aussehen der vorgelegten Wertzeichen ist aus technischer Sicht als misslungen zu bezeichnen.“ Vor allem das Gesicht des Kaisers war sehr fleckig, so dass  die Postverwaltung beschloss, alle Marken der ersten Auflage (Urdruck) zu vernichten. Es ist nur ein  Bogen der 2 Kr bei einem Budapester Postamt 1874 verwendet worden.



Erste vernichtete Auflage (Urdruck)

mit fleckigem Gesicht


Verausgabte Auflage
mit korrigiertem Gesicht